Buchtipp: Kata – was Toyota anders macht

Das Buch von Mike Rother über „Die Kata des Weltmarktführers“ ist nicht ganz neu und trotzdem eine Offenbarung. Es erklärt nämlich, weshalb man mit Lean, Kaizen, Kanban & Co. nicht automatisch zum Klassenprimus wird.

Seit den 1980er-Jahren gilt Toyota in der Automobilbranche als Klassenbester und die Methoden des japanischen Autobauers wurden fleißig in alle möglichen Branchen und Unternehmen übertragen. Doch der Erfolg stellte sich bei vielen Unternehmen trotzdem nicht ein. Rother hat nun entdeckt, woran es liegt: Die Methoden sind gut, aber sie sind nur das, was an der Oberfläche sichtbar ist. Unter der Wasseroberfläche liegt das Kata, die Denk- und Handlungsmuster aller Organisationsmitglieder sowie die Abläufe von Routinen, die damit einhergehen. Anders gesagt, die Art und Weise, nach der die Organisation arbeitet und mit der sie geführt wird. Die „Tools“, die Methoden sind nur Hilfsmittel.

Kein festgelegter Weg
Im Westen und in Deutschland sind wir gerne methoden- und listengläubig. Wir möchten einem vorgezeichneten Weg folgen, doch genau das funktioniert laut Rother nicht. Bei Toyota dienen die Lean-Werkzeuge nicht dazu, Probleme für immer aus der Welt zu schaffen, sondern sie machen Probleme sichtbar, damit man sie lösen und sich weiter verbessern kann. Ist ein Problem gelöst, werden neue Ziele mit höheren Ansprüchen gesetzt. Auf dem Weg dorthin tauchen wieder neue Probleme auf, die man lösen muss. Der Weg zum Ziel ist also nicht eindeutig, sondern muss flexibel gegangen werden. Toyota verbindet diese Verbesserungskata mit dem Coaching-Kata, ein Trainingsprozess, der alle Mitarbeiter befähigt, der Verbesserungskata zu folgen. Rother beschreibt die Art und Weise, wie Toyota die Mitarbeiter aller Hierarchieebenen schult, sehr anschaulich.
Es geht darum, eindeutige, erreichbare Ziele zu definieren, sowohl auf der visionären als auch auf der operativen Ebene, und nach Wegen zu suchen, diesen Zielen immer näher zu kommen. Führungskräfte sind dabei Coaches und Mentoren der Mitarbeiter. Ziele, Ergebniserreichung und Vorgehensweisen sollen immer wieder überprüft werden. Methodengläubigkeit ist verpönt. Die Organisation soll den Mut haben, bei Bedarf eigene Standards zu setzen und andere  Wege zu gehen.

Die eigene Kata entwickeln
Auch in Deutschland gibt es zunehmend Unternehmen, die erkannt haben, dass Führungs- und Unternehmenskultur entscheidenden Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben. Zieht man die manchmal etwas verklärende Sichtweise auf Toyota ab, ist Rothers Buch eine wertvolle Hilfe für alle, die wissen, dass Methodengläubigkeit nicht unbedingt zum Ziel führt, sondern nur eine ganzheitliche Unternehmensführung.
Rother nimmt eindeutig die Meta-Perspektive ein. Es wird deutlich, dass es um Disziplin, Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen und Mitarbeiterführung geht. Das sind genau die Faktoren, die schon immer über Erfolg und Misserfolg bei der Anwendung jeglicher Konzepte entscheiden. Wenn der Leser das versteht, wird er auch verstehen, dass kulturelle Unterschiede eigene Wege verlangen. Die Kata eines deutschen Unternehmens wird niemals dieselbe sein können wie die eines japanischen Unternehmens. Die Erkenntnisse Rothers von Toyota müssen an andere Rahmenbedingungen angepasst werden, um die beste Lösung zu erzielen.
Auf jeden Fall ein lesenswertes Buch, in dem jeder Unternehmer wertvolle Erkenntnisse zur Erreichung seiner Ziele und zur Führung seiner Mitarbeiter gewinnen kann.
Die Kata des Weltmarktführers: Toyotas Erfolgsmethoden von Mike Rother,  Campus, ISBN 978-3593389967, € 28,90