Nachwachsende Rohstoffe im Trend

Spätestens seit der Ölpreis beängstigende Ausschläge nach oben zeigte, liegen nachwachsende Rohstoffe im Trend. Sie sind (bisher) preisstabiler als Erdöl und haben ökologische Vorteile. Nach Prognosen der Unternehmensberatung Frost & Sullivan in Frankfurt/Main soll der Weltmarkt für Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen bis zum Jahr 2015 auf einen Marktwert von über fünf Milliarden Dollar ansteigen und sich damit gegenüber 2008 verdreifachen.
BASF, Bosch, Daimler und die Fischerwerke sind zum Beispiel an der Entwicklung des neuen, zu 100 Prozent biobasierten Polyamid Nylon-5,10 beteiligt. Sie haben daraus einen Pkw-Motorlüfter und einen Wanddübel hergestellt. Basiskomponenten des neuen Materials sind biotechnologisch erzeugtes Diaminopentan und Sebazinsäure aus Rizinusöl. DuPont meldete, dass bei der Herstellung des Biokunststoffs Sorona aus nachwachsenden Rohstoffen bis zu 50 Prozent weniger Treibhausgase freigesetzt werden als bei der Herstellung des Polyamids Nylon 6 aus nicht erneuerbaren Ausgangsstoffen.

Trend bei Kunststoffen
Auch im Kunststoffbereich liegen die nachwachsenden Rohstoffe im Trend. Die Rowa-Gruppe hat es sich zum Beispiel zur Aufgabe gemacht, natürliche Rohstoffe in ihre Compounds einzubauen. Angestrebt ist ein Anteil von etwa zehn bis 40 Prozent. Unter anderem beschäftigt man sich bei Rowa mit Weichmachern aus Pflanzenölen, die in TPE und Weich-PVC eingesetzt werden. Bei dem Unternehmen ist man jedoch der Meinung, dass die Zeit noch nicht reif ist, komplett auf einzelne nachwachsende Rohstoffe zu setzen und diese zu 100 Prozent als Austausch zum Kunststoff zu sehen. Außerdem, so ist im Rowa-Newsletter zu lesen, achte man besonders darauf, dass die eingesetzten natürlichen Rohstoffe nicht zur Reduzierung der Lebensmittelproduktion und zur Vernichtung des Regenwaldes beitrügen. Der Kunststoff-Distributor Ultrapolymers führt Biopolymere von FKuR im Programm, die sich hauptsächlich für den Spritzguss eignen. Die angebotenen Werkstoffe sind auf Basis von Cellulose bzw. Polymilchsäure (PLA) hergestellt, sowie auf Holzfaserbasis (WPC).

Biokunststoffe in der Autoindustrie
Moderne Autos enthalten viele Kunststoffteile. In Nordamerika und Asien ist der Einsatz von Biokunststoffen bereits weit verbreitet. Polyurethan-Systeme mit biobasierten Polyolen sind in Sitzpolstern, Kopfstützen und Armlehnen zu finden. Dabei werden Soja-, Rzininus-, Palm- und Rapsöl verwendet. Bei Toyota und Mazda werden nach Informationen von Michael Thielen, Herausgeber und Chefredakteur des „bioplastics magazine“, bereits PLA im Innenraum, den Sitzpolstern und in naturfaserverstärkten Verkleidungen sowie Fußboden- und Kofferraummatten verwendet, bisher allerdings nur auf dem japanischen Markt. Auf dem Biowerkstoff-Kongress Ende Oktober 2009 in Stuttgart wurden im Rahmen des Innovationpreises „Biowerkstoff des Jahres 2009“ drei Preise für neue Produkte auf Basis von Biowerkstoffen vergeben. Der Sonderpreis Forschung & Entwicklung ging an die belgische Firma Syral für den Werkstoff Meriplast, ein Elastomer aus Weizen-Protein mit neuen Materialeigenschaften und vollständiger biologischer Abbaubarkeit, das noch auf erste industrielle Anwendungen wartet.