Design als Qualitätsfaktor

Design ist auch in der Industrie zunehmend ein Wettbewerbsfaktor. Jürgen Goos, Professor für Industrial Design an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim und Gründer der Firma „Cognito Design und Engineering“ in Karlsruhe plädiert dafür, Designer in einer möglichst frühen Phase der Produktentwicklung an Bord zu nehmen.

„Der Designer ist ein Generalist, der sich um das Produkt in seiner Gesamtheit kümmert. Er hat die Technik ebenso im Blick wie die Marke, die Nutzer-Psychologie, soziologische Aspekte, Gestaltung und Ergonomie“, sagt Goos. „Der Designer betrachtet zuerst das Ganze, dann die Details. Das unterscheidet ihn vom Ingenieur. Ein Produkt wird umso besser, je früher der Designer eingebunden ist.“

Wettbewerbsvorteil durch Industriedesign
Was sich der Einzelne von einem guten Industriedesign erwarte, sei sehr unterschiedlich und hänge vom Projekt ab, so Goos weiter. Allerdings gebe es immer das Dreigestirn Kommunikation, Handhabung und Nutzen. „Die Schwerpunkte werden unterschiedlich gesetzt. Im Maschinenbau ist zum Beispiel die emotionale Ebene nicht so bedeutend wie bei einem Smartphone. Trotzdem spielt die Optik immer eine Rolle. Niemand arbeitet gerne an einer Maschine, die klapprig und billig aussieht. Insofern motiviert ein gutes Design den Nutzer der Maschine.“ Goos ist überzeugt, dass Design den Dingen ein Gesicht geben und nachhaltig zur Differenzierung vom Wettbewerb beitragen kann. „Design kann hier eine einzigartige Leistung bieten. Es prägt den Charakter eines Produkts und transportiert das Firmenimage“, betont er. „Natürlich muss die Funktion stimmen. Design kann auf diese Weise als dreidimensionale Bedienungsanleitung fungieren.“ Allerdings dürfe Design nicht aufgesetzt werden, sondern müsse zum Produkt und zum Firmenimage passen, mahnt der Experte.

Technologie reicht nicht mehr – mitentscheidend ist das Design
Kleinere und mittlere Unternehmen nähmen das Design oft nicht so wichtig, weiß Goos aus Erfahrung. „Wenn ein Unternehmen unangefochtener Marktführer mit seinem Produkt ist, mag es sein, dass Design überflüssig erscheint. Doch tatsächlich ist angesichts der Globalisierung der Wettbewerb heute so groß, dass Technologie nicht mehr ausreicht, um sich zu differenzieren. Wenn die Produkte auf der Funktions- und Kostenebene gleich sind, entscheidet letztlich das Aussehen.“

Für kleinere Unternehmen sind externe Designer eine gute Wahl

Man müsse nicht gleich über eine eigene Designabteilung verfügen wie die großen Unternehmen. Goos ist überzeugt, dass die Beschäftigung von externen Designern zahlreiche Vorteile bietet: „Externe bringen viel Erfahrungen und Wissen aus ihren Projekten in unterschiedlichen Branchen und Unternehmen mit. Außerdem fällt es Außenstehenden oft leichter, Ideen durchzusetzen oder mit neuen Ideen zu provozieren. Wenn die Unternehmen offen gegenüber Design sind, sich auf den Prozess einlassen und in Betracht ziehen, dass die Entwicklung etwas länger dauern kann, können Externe eine große Bereicherung sein.“
 
Design, viel mehr als Kosmetik

Goos ist sich bewusst, dass Design oft als Oberflächenkosmetik betrachtet wird und die Designer als Stylisten gelten. „Das ist nicht richtig. Ein Forschungsprojekt hat sogar bewiesen, dass sich durch ein gutes Design durchaus höhere Margen erzielen lassen“, betont er. „Gutes Design greift tief in das Produkt ein und bedeutet eine Qualitätserhöhung. Es wird nicht losgelöst von der Konstruktion entwickelt, sondern ein Designer bringt sich in den gesamten Entwicklungsprozess ein.“

Überzeugendes Beispiel: Design als Mehrwert

Der Accesspoint Typ AP3, ein Produkt zum Einsatz in der Netzwerktechnik (siehe Fotos),  der Firma Ocedo, ein Startup-Unternehmen aus Karlsruhe, ist ein Produkt, das das Cognito-Team während des gesamten Entwicklungsprozesses begleitet hat. „Es zeigt beispielhaft die Verbindung von Ästhetik, technischer Funktion und Usability. Insbesondere die integrierte ‚Snapdisc‘, die ein schnelles werkzeugloses Austauschen von Ocedo-Systemkomponenten ermöglicht, ist durch einen generalistischen Produktentwicklungsansatz entstanden“, sagt Goos.

Die Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Produktentwicklern und Designern seien Offenheit und die Fähigkeit größer, anders, quer und kritisch zu denken. „Nur das bringt uns weiter“, ist Goos überzeugt. „Das Zusammenspiel von Design und Konstruktion ist auch für Zulieferer wie die Firma Rupp eine Chance, sich als Unternehmen mit einem großen Kompetenzfeld zu positionieren und die Kunden so umfassend abzuholen.“

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